Haralds Reise

Ein Tagebuch

Autor: Harald (Seite 1 von 6)

Berlin

Die Organisation des Heimweges war nochmal kurzzeitig aufregend. Zum einen musste ich überlegen, was mit dem Fahrrad passiert. Schaffe ich den Weg mit Fahrrad zurück? Naja, hätte ich auseinander nehmen müssen, um es mit in die spanischen Züge nehmen zu können. Und schleppen… es sind zwar nur 15kg, aber mit den Taschen dazu wäre es eine ganz schöne Plackerei geworden.

Im Flugzeug hätte ich es nicht mitnehmen können, da sie keine E-Bikes transportieren. Was tun? Dort lassen und nach der Krise wieder kommen, hatte was verlockendes. Aber wann würde das sein? Mir kam die Idee, die Spedition Karge in Potsdam anzurufen, die es nach Spanien transportierte, denn das funktionierte ja wunderbar. Und tatsächlich ging er auf meine Überlegung ein, einen Leerkarton zur Adresse nach Marbella zu senden und mit Fahrrad wieder mitzunehmen. Der Verantwortliche hat sich tatsächlich um meinen kleinen Popelkram gekümmert.

Die Simone, die supernette Hausbesitzerin, erklärte sich bereit, das Fahrrad zu verpacken und der Spedition mitzugeben. Puh, damit war das geklärt.

Wie aber mich zurückbekommen. Zug fiel praktisch aus, da überall die Fahrpläne reduziert wurden, die Grenzen immer mehr abgeschottet wurden und die Fahrt über Madrid, dem Krisengebiet, hätte gehen müssen. Also doch fliegen… Aber gab es noch freie Plätze? Am eigentlichen Abreisetag, dem 17. März, keine Chance. Aber am 18. März war ein Flug über Lissabon nach Berlin mit der portugiesischen Fluggesellschaft möglich. Also gebucht. 24 Stunden vorher wollte ich einchecken und bekam auf dem Portal der Airline einen undefinierbaren Fehler auf Englisch, so nach dem Motto Flug ist nicht zu finden, wenden sie sich an einen Mitarbeiter am Flughafen. Das kam mir vor, wie manche Fehlermeldungen von Windows oder auch von unseren Entwicklern. Ist zwar nicht falsch, hilft dem Anwender nur nicht weiter. Zumal mensch keinen Ansprechpartner am Flughafen wegen Überlastung anrufen konnte.

Auf der Plattform von fluege.de gab es dann den Hinweis auf die Stornierung. Und nun… welche Flüge gibt es überhaupt nach D. Nach Abfragen zu verschiedenen Zieldestinationen fand ich dann ein nicht mehr ganz billiges Billigangebot von Eurowings nach Köln/Bonn. Das konnte ich dann buchen und auch gleich einchecken… Von dort würde ich mit ICE nach Berlin fahren. Das konnte ich ohne Probleme buchen.

Und nun nur noch zum Flughafen kommen. Simone meinte, „ich fahre Dich.“ Das ist natürlich die einfachste Variante. Ein paar Stunden und einige Informationsrecherchen später, war sie sich nicht mehr sicher, ob sie mich fahren darf, denn solche Fahrten waren nicht erlaubt. Da sie das ggf. 600Euro hätte kosten können, habe ich sie gefragt, ob sie mich beim Taxi-Bestellen unterstützen könnte. Hat sie gemacht, also, sie hat bestellt. War auch ganz gut, denn ich habe zwar alles verstanden, aber ob ich alles richtig rüber gebracht hätte…

Damit war alles organisiert und nun hieß es schauen, ob alles auch klappt.

Es hat wieder Erwarten alles toll geklappt. D empfing uns mit dem schönsten Frühlingswetter, Sonne und 16 Grad. Tja und nun bin ich wieder zu Hause.

Einen Vorteil hat es, ich kann, statt mit der Reisegitarre und Klirrsound, mit meiner Konzertgitarre spielen. Das ist natürlich ein viel schönerer Klang… also der Situation immer was positives abgewinnen…

Abschied

Morgendämmerung

Mein Domizil für 3 Wochen habe ich verlassen, leider nicht, um meine Reise mit dem Fahrrad anzutreten, sondern zurück nach Berlin zu fliegen, zu fahren. Aktuell ist keine touristische Bewegung in Spanien möglich und die Situation in D ist nicht geklärt, so dass ich lieber bei meiner Familie, Freunden und Kollegen sein möchte.

Muss ich meinen „Camino de Santiago“ verschieben oder anders gestalten. Meine Gedanken, die ich mir in der Zeit machen wollte sind nun erst einmal ausgesetzt…

Estado de Alarma

Ist wohl ein Ausdruck der aktuellen Situation (Bild anklicken)

Eigentlich wollte ich dieses kleine Video als lustigen Zwischeneintrag bringen. Aber nun scheint es ein bisschen die aktuelle Situation zu karikieren. Diese Ampeln stehen in Marbella. Woanders habe ich die noch nicht gesehen. Aber sie agieren witzig, insbesondere die Hektik in den letzten 4 Sekunden…

Ja, nun scheint es aber erst einmal das Ende des Blogs zu sein. Nachdem die Covid 19 Fälle drastisch angestiegen sind, von 2000 auf fast 8000 in einer Woche, hat die Regierung drastische Maßnahmen beschlossen. Schulen und Kindergärten dicht, Hotels, Bars, Restaurants, Geschäfte, die nicht notwendige Waren verkaufen geschlossen. Es werden nur die notwendigen Wege erlaubt. Polizei und Militär kontrolliert.

Damit ist meine Reise beendet bevor sie so richtig angefangen hat. Ich orientiere mich erst einmal und gucke wie es überhaupt weiter laufen kann…

Gedanken

Auge in Auge mit einem Gecko auf der Veranda

Jetzt bin ich drei Wochen hier. Das ist also die Zeit, die mensch so normaler Weise Urlaub macht. Ich habe mir diese Zeit in den letzten 20 Jahren eher nicht gegönnt, sondern eher nur so ein bis zwei Wochen. Mehr traute ich mir nicht oder in manchen Zeiten ging es auch nicht.

Nun habe ich noch zwei Mal so viel Zeit dazu genommen. Klingt viel, obwohl es, eingedenk wie schnell die Zeit der 3 Wochen vorüber ging auch wieder wenig zu sein scheint. Es wird sich zeigen.

Die Zeit ist leider nicht so entspannt, wie ich dachte sie haben zu können. Auch wenn ich wenig Nachrichten und E-Mails geschaut habe, ist doch einiges in meine Welt eingedrungen, was beunruhigt.

Da ist zum einen die unsägliche menschenverachtende Behandlung der Flüchtlinge, die zum Spielball politischer Interessen werden. Alles Menschen wie wir, die auch nur einfach glücklich und wenigstens mit den Wichtigsten versorgt in Frieden leben wollen aber nicht können. Und wir im Westen sind die Verursacher des Elends oder Unterstützer der Kriege, durch Waffen oder Politik. Und wenn sie dann vor Verzweiflung oder einfach auch weil sie so leben wollen wie wir, sich dann aufmachen, um zu uns zu kommen, lassen wir sie ertrinken, schießen auf sie oder prügeln sie zurück. Das ist das wahre Gesicht Europas.

Und zum anderen gibt es da die Pandemie. Covid 19 scheint die Gefahr für die Menschen an sich zu sein, so dass das gesamte Leben außer Kraft gesetzt wird. Da geht plötzlich alles. Kann sein, dass es ein gefährliches Virus ist, gefährlicher als die normale Grippe, wenn auch nicht viel. Warum machen wir da so einen Alarm und die Millionen Tuberkolose-, Malaria- oder Hungertoten im Jahr stören uns nicht? Jetzt sind wir panisch, weil es uns betrifft…

Ich bin dafür, dieses Elend auf die Tagesordnung zu setzen, JETZT, zusammen mit den Themen der Bildung für alle und des nachhaltigen Lebens, des nachhaltigen Produzierens. Und dann dürfen die Maßnahmen erst wieder aufhören, wenn es jedem Menschen gleich gut geht, und er in Frieden UND auch wirklich leben kann. Das wäre mal wirklich konsequent und menschlich…

Und natürlich bin ich in Gedanken bei meiner Familie, den Freunden und meinen Kollegen. Wie geht es ihnen jetzt und was denken sie, welche Überlegungen und Ängste haben sie… Was heißt das jetzt alles für uns?
Wie sieht es für die Firma aus? Werden wir nun Aufträge nicht bekommen oder vorhandene nicht umsetzen können? Und was bedeutet das für unser Team? Gott sei Dank haben wir eine andere Ausgangslage als 2008. Insofern wird es uns wohl nicht so kalt erwischen. Auswirkungen wird es geben, d.h. wir müssen überlegen, wie wir uns schützen und trotzdem agieren können.

Und… nun ja, um diese Themen wollte ich mir eigentlich in den Wochen meiner Reise keine Gedanken machen, werde wohl nicht ganz drum rum kommen…

Ronda Nachtrag

Ich muss noch zwei Postkarten nachreichen, weil die so wunderschön einen Blick aus der Vogelperspektive auf diese Stadt werfen. Und da kommt die ganze Herrlichkeit noch einmal zur Geltung:

Ronda – und kein Regen

Das mit dem Regen ist für Insider. Mit der Tanzschule sind wir im Mai 2017 in Andalusien gewesen. In Berlin war der schönste Frühling mit um die 20 Grad und hier regnete es die Woche fast komplett durch und so auch in Ronda. Heute war das Wetter sehr schön, die Sonne fast schon zu stark.

Das Abenteuer begann heute früh mit der Frage: Wann kommt der Regiobus, der mich zur Estacion de Autobuses bringt, von der dann der Bus um 9:20Uhr nach Ronda abfahren soll. Zwei Angaben via Internet: Google Maps 7:49Uhr, die App des Busunternehmens 7:31Uhr. Also sicherheitshalber fünf Minuten vor halb Acht an der Station. Also um diese Zeiten kamen tatsächlich Busse, aber es waren Schulbusse… Weiter gewartet… es war, da die Sonne noch nicht aufgegangen war, wieder etwas frisch. beim Warten schaue ich dann so auf das Haltestellenschild und was lese ich da: Tatsächlich mal eine Uhrzeit, 8:15Uhr. Diese Zeit hat dann gestimmt. Der Bus kam 8:17Uhr so dass ich nach einer knappen Stunde Warten in den Bus steigen und mich etwas aufwärmen konnte. Für den Bus nach Ronda war dann nur noch eine halbe Stunde zu warten, reichte für ein kleines Frühstück, Café con Leche und ein Bocadillo con Tortilla Espanol, also Brötchen mit Omlett. Der Kaffee war in Ordnung, das Omelett hätte ich mir sparen können, Rührei mit Zwiebeln, nicht gut…

Busstation in Ronda

Ronda liegt ungefähr 50km nördlich von Marbella. Schon die Landschaft durch die der Bus fährt ist beeindruckend. Ronda selbst ist bekannt „… durch die maurisch geprägte Altstadt, La Ciudad, liegt auf einem rundum steil abfallenden Felsplateau. Die Altstadt ist vom jüngeren Stadtteil, El Mercadillo, durch eine knapp 100 m tiefe, vom Río Guadalevín gebildete, Tajo de Ronda genannte Schlucht getrennt. Überspannt wird der Abgrund von drei Brücken: die Puente Árabe („Arabische Brücke“), die Puente Viejo („Alte Brücke“) und die bekannteste, die im 18. Jahrhundert erbaute Puente Nuevo („Neue Brücke“). (Wikipedia)“

Stadtplan Ronda mit den Orten, die ich mir angeschaut habe

Vor allem die Puente Nuevo ist wunderschön anzusehen. Und das Anschauen der Stadt ist mit der Hauptwirtschaftsfaktor, der Tourismus.

Beim betrachten der Altstadt und deren Sehenswürdigkeiten fand ich interessant, wie hier wiederum die unterschiedlichen Kulturen sich gegenseitig beeinflusst, allerdings auch zum Teil übertrumpft haben. Juden, Römer, Mauren und zum Schluss die Christen. Leider wurden viele jüdische und maurische Gebäude niedergerissen um christliche Kirchen darauf zu bauen.

An den Plätzen mit besonderem Interesse saßen Musiker und haben dem Ort noch eine schöne musikalische Note gegeben.

In einem Garten am anderen Ende der Felsplatte
An der Puente Viejo

Hier noch ein paar Bilder aus dem historischen Museum. Zum einen sind sehr interessante historische Informationen gegeben, zum anderen ist das wieder ein sehr schönes Haus…

Die Altstadt ist ja mit dem neuen Ronda über 3 Brücken verbunden. Die anderen sind nicht ganz so spektakulär wie die Puente Nuevo aber von der Puente Arabe habe ich Bilder, gleich verknüpft mit den Ruinen der in der Nähe befindlichen Arabischen Bäder.

Und natürlich noch Bilder aus der wunderschönen Umgebung.

Es ist beeindruckend, wie der Fluss ein solches Tal über Jahrtausende kreiert hat und wie die Menschen diese Fläche für ihre Bauten genutzt haben.

Panne

Fast repariert

Da mache ich die zweite kleinere Fahrradtour und schon erstes Loch im Schlauch. Hab ich mir aber selber zuzuschreiben. Wollte mal wieder einen Weg lang, der kein Weg war… ein kleiner Stachel eines Gestrüpps ist mir zum Verhängnis geworden.

Ist mir eine Lehre. Der Schwalbemantel ist leider nicht der unkaputtbare… ich hoffe, es ist mir gelungen, ihn wieder dicht zu bekommen…

Zwei-Tages-Erlebnissplitter

Spannendes am Wochenende: Neben dem Spanisch-Unterricht am Samstag dann ein nettes Jazzkonzert, zu dem mich meine Spanischlehrerin mitnahm. Ein Finnischer Klarinettist und zwei Musiker aus der Region

Im Jazzclub in Torremolinos

Am Sonntag ein Spaziergang Plus, also Spanisch beim Wandern und Frühstücken. Dabei 10km auf einem Camino de Madera (Holzweg) gewandert. Auf dem komme ich mir manchmal beim Spanischlernen auch vor 😉

Und in der Pause beim Sonnen Besuch bekommen:

Er sonnte sich eine Weile auf meinem Bein…

Mehr war nicht 🙂

Siebenkommafünf

Auch wenn das für andere nichts besonderes und meine Geschwindigkeit auch sehr gemächlich ist… ich bin heute früh gerannt und habe es zum ersten Mal (seit meiner Jugend, wenn nicht sogar überhaupt) geschafft 7,5km zu rennen. Habe meinen inneren SH überwunden und bin die Strecke durchgelaufen. Bin ich tatsächlich stolz drauf…

Zwei Wochen

Derzeitiges Wohnzimmer

Gestern vor zwei Wochen bin ich in Berlin-Ostbahnhof in den Zug gestiegen um meine Reise anzutreten. Hätte ich nicht gedacht, dass die Tage so schnell umgehen. Eigentlich war ich ja bisher nur in einem Haus und hätte mich entspannen können, was ich zum Teil auch gemacht habe. Allerdings habe ich in dieser Zeit einen Intensivkurs Spanisch gehabt. Am Dienstag werde ich die letzte Clase haben, und damit werde ich 15 Stunden Unterricht und dann noch so ca. zwei Stunden pro Tag Vor- und Nachbereitung gehabt haben. Nicht, dass ich das Gefühl habe, jetzt spanisch sprechen zu können, aber ich habe Grundlagen der Grammatik, Satzbau, Worte, Redewendungen, die ausbaufähig sind. Wir haben in dem Unterricht über verschiedenste Themen gesprochen: Über meine Kinder- und Jugendzeit, meine Eltern und Ihre Arbeit im In- und Ausland; wann ich zum ersten Mal verliebt, so richtig betrunken war, meine Familie, meine Kinder, Freunde, über die Firmen, in denen ich gearbeitet habe, die Probleme, die Entwicklung, das Besondere, die Lösungen. Wir haben uns über Franco, Faschismus, den Sozialismus, die Notwendigkeit der Änderung der aktuellen Gesellschaft und sogar über die Gemeinwohlökonomie unterhalten. Das war schon echt spannend.

Nun bricht die nächste Etappe der Reise an, in der ich nicht mehr an einem Ort sein werde, sondern unterwegs auf dem Rad, von einem Ort zum nächsten. Okay, habe noch eine Woche Zeit. Und in der werde ich planen müssen, wie sich diese Etappe gestaltet. Voy a ver – Ich werde es sehen…

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